Tag 64 – Mamoudou 

„Ich habe nicht so oft so ein lernwilliges und lernhungriges Kind wie Mamoudou.“ Während Oumou nicht wirklich verstand, was da gerade über ihren Sohn gesagt wurde, so strahlten Tobias und ich mit Mamoudou um die Wette. „Es macht einfach nur Spaß mit ihm zu arbeiten.“

Es war seine Direktorin, die ihn als Mathe- und Handballlehrerin unterrichtete, die begeistert über die Zusammenarbeit sprach. Man sah ihr an, dass sie froh war, dass Mamoudou seine Aufgaben bestmöglich bewältigte und immer bemüht war, alles richtig zu machen.

„Unsere kleine Grundschule hat mittlerweile mehr als 15 Kinder, die kein bis kaum deutsch sprechen.“ So viele? Bei so einer kleinen Grundschule? Konnte das denn gut gehen? War das eigentlich von den Lehrern zu bewältigen?

Ich wollte das genauer wissen. „Gehen die alle in die normalen Klassen oder wie funktioniert das?“ „Am Anfang war es eine internationale Klasse, die von einem Hauptschullehrer, der uns zugewiesen wurde, unterrichtet wurde. Schnell waren es aber mehr als die angepeilten 12 Schüler. Die großen Altersunterschiede, die unterschiedlichen Sprach- und Wissensniveaus und die nicht immer kompatiblen Nationalitäten haben uns gezeigt, dass es besser ist, die Klasse auf zu teilen und in die normalen Klassen zu integrieren. Jetzt klappt das sehr gut und die Kinder gehen in Kleingruppen teilweise in einen separaten Unterricht, wenn es zur Förderung ihrer Deutschkenntnisse dient.“

Und während wir so plauderten, eröffnete sie uns, dass Mamoudou ein großes Talent habe. Sie war sehr begeistert von seiner Schnelligkeit im Handballtor. Wenn man bedenkt, dass er erst seit fünf Wochen überhaupt weiß, was Handball ist, ist das schon eine besondere Aussage.

Mittlerweile geht das Ganze schon so weit, dass Interesse eines großen Handballvereins besteht, dass er für sie in der entsprechenden Altersklasse im Tor steht. Wir freuen uns natürlich sehr für ihn und hoffen, dass er da seine Passion gefunden hat und er mit Spaß und Feuereifer dabei ist, auch wenn es für uns weitere organisatorische Herausforderungen bedeutet. 🙂

„Kann Mamoudou ab Montag bei uns im Kinderchor mitsingen?“ Kinderchor? Was die Chorleitern mir da eröffnete klang zwar interessant, aber ob der Chor etwas für ihn ist? „Mamoudou, möchtest Du im Chor mitsingen?“ Das Leuchten seiner Augen bedurfte keiner weiteren Worte. Wenn er etwas älter gewesen wäre, hätte ich das vielleicht noch eher verstanden, bestand der Chor doch momentan nur aus Mädchen….

Also montags ist jetzt immer Chor. Man oh man, in kürzester Zeit hat Mamoudou einen ähnlich vollen Terminkalender wie Max, aber können wir es ihm verwehren? Auf keinen Fall. Mamoudou lebt hier seinen Traum und das ist ihm mehr als bewusst. Und das wird auch Oumou immer mehr bewusst, denn er bekommt ein großes Selbstvertrauen und traut sich manchmal auch schon seiner Mutter entgegen zu treten, wenn sie seiner Meinung nach sich nicht richtig verhält. Das wird spannend.

Bei der tollen Entwicklung muss ich ausdrücklich die Grundschule, angeführt von einer hoch motivierten Direktorin, unsere Diakonin vom Jugendheim gegenüber und unsere Nachbarin erwähnen, die alle samt auf ihn einen sehr positiven Einfluss haben! Er profitiert sehr von seiner Offenheit und Unbekümmertheit allem Neuen gegenüber, aber nur mit gezielter Förderung und Unterstützung kann er auch zum Ziel kommen.

Mamoudous Entwicklung lässt mich aus vollem Herzen strahlen, es ist einfach nur faszinierend und schön!

2 Gedanken zu “Tag 64 – Mamoudou 

    1. Ihr ward vorher schon eine tolle Familie! Trotz all dem Stress, der jetzt dazugekommen ist, wage ich zu behaupten: ihr seid jetzt eine „das ist das beste was uns je passiert ist“-Großfamilie!

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