Tag 50 – Diskussionen

Wie in jeder Familie und als das fühlen wir uns, als Familie, gibt es nicht immer nur sonnige Tage und so verwundert es nicht, dass es heute einmal etwas stürmisch zuging. 

Dazu muss man sagen, dass mich so schnell nichts aus der Ruhe bringt, allerdings fordern unsere momentane Situation, das Weihnachtsgeschäft in der Firma und nicht zuletzt die Erkältung, die Felix, Lukas und mich voll im Griff hat, ihren Tribut. 

Schlimm genug, dass Mamoudou momentan die Ernsthaftigkeit bei den Hausaufgaben vermissen lässt, Oumou interessiert sich nun gar nicht dafür, was ihr Sohn macht oder eben nicht macht. Es ist mir schleierhaft, hat sie doch den ganzen Tag Zeit. Trotzdem ermahnt sie ihren Sohn nicht, die Hausaufgaben zu machen. Erst wenn ich von der Arbeit komme, fängt der junge Mann an zu arbeiten. Dass das dann Spannungen gibt, weiß jeder, der schulpflichtige Kinder hat. 😉

Was mich momentan stört, ist die gewisse Lethargie, die Oumou umgibt. Alles ist ihr momentan zu viel. Am Montag habe ich Moustaf sogar für drei Stunden mit in die Firma genommen, weil sie dringend schlafen musste und das angeblich mit dem Kleinen nicht machen konnte. 

So freute sich Lukas, nicht allein zu sein, doch er wurde bitter enttäuscht, denn Mustaf hat über drei Stunden friedlich geschlafen, was für einen Säugling im Alter von einer Woche, durchaus normal ist.

Das Problem ist, dass Oumou der eigene Antrieb fehlt. Sie möchte nicht unbedingt etwas Neues lernen. Auch das ist etwas, was sie nie gelernt hat und etwas, was unsere Kulturen unterscheidet. In ihrer Heimat hat ihr Ehemann das für Sie erledigt, später dann wieder ihre Mutter. 

Wo wir bei dem Thema Mutter sind, sie sieht mich als ihre „Deutsche Mutter“ an. Sie hat das ihrer Deutschlehrerin erklärt und mich damit verblüfft, schließlich trennen uns nur 14 Jahre, aber in Guinea ist das natürlich völlig normal. 

Allerdings bin ich mir bewusst, dass Oumou, sofern sie in Deutschland bleiben darf, lernen muss, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ihr das beizubringen wird uns alle noch ziemlich viel Mühe kosten, aber nur so wird sie das Leben mit zwei Kindern bewältigen können ohne ihr Leben lang abhängig zu sein und das ist doch auch etwas, was unser Leben ausmacht…

Tag 48 – Mamoudou und das AWO Adventskaffeetrinken

„Weihnachtszeit! Weihnachtszeit! Weihnachtszeit!“ So geht das jetzt schon seit Freitag und wenn Mamoudou das nicht mit so einer Inbrunst verkünden würde, dann könnte ich schon fast genervt sein.

Was war passiert? Bei u.ns im Dorf ist es üblich, dass zu verschiedenen Festivitäten der Kindergarten und die Schule Aufführungen beisteuern. Ganz beliebt dafür ist natürlich die Adventszeit. Jetzt ist es für unsere muslimischen Mitbewohner eh schon mehr als merkwürdig, dass ich wie eine Irre durchs Haus gehe und ausfallen Ecken Weihnachtsdekoration hervorzaubere. Aber auch in der Schule wird gebacken, gesungen und gebastelt.

Für die heutige Adventsfeier der Senioren im Ort ist Mamoudou’s Klasse auserwählt und darf etwas vortragen. Die Klassenlehrerin hatte dann die Idee, dass Mamoudou die Abschlussworte sprechen sollte und hatte diese auch extra für ihn angepasst.

Mit der Notiz „Mamoudou soll seinen Text noch ein wenig üben.“ kam er freudig am Freitag nach Hause. Seine Freude war groß, doch meine Hartnäckigkeit, dass er die Worte richtig lernen die nd aussprechen sollte, schmälerte das Ganze ein wenig. Also übten wir zusammen, bis selbst Felix wie ein Mantra das Wort „Weihnachtszeit“ vor sich herbetete.

So gut Mamoudou die Worte am Freitag auch schon wusste, am Samstag war davon nichts mehr übrig. Also fing das Ganze wieder von vorne an. Am Sonntag würde ich schon langsam nervös, denn viel hatte er sich bei diesem kurzen Text noch nicht gemerkt. Ihm fehlte, wie in vielen anderen Situationen auch, die Ernsthaftigkeit. Das allerdings rief Oumou auf den Plan, die mittlerweile von der 50. Wiederholung des Wortes „frohe“ so angenervt war, das sie vor ihm stand und nahezu den kompletten Text selber vorsagte und dabei immer rief „frooohhhe“, „frooohhhhe“ und dabei wild gestikulierte. Nach zwei Minuten hatten wir beiden einen Lachkrampf. Mamoudou war mittlerweile der Überzeugung, dass nicht nur ich verrückt sei, sondern seine Mutter auch. „Ich nix Noel“, rief er wutentbrannt und eine doppeltes „egal“ schalt ihm zurück.

Um 16:00 Uhr bei der Aufführung lief dann alles wunderbar, aber überzeugt Euch doch selbst: