Dienstags ist immer Stress. Neben der täglichen Frage „was koche ich heute?“, sind Felix aus dem Kindergarten holen, Max von der Schule, damit er pünktlich zum Fussballtraining kommt, an der Tagesordnung.
Gerade noch schnell die Sachen zusammengesucht und schon auf dem Weg zum Platz, klingelt das Telefon. Nee, jetzt mal gerade keine Zeit, die Nummer kenne ich nicht. Das gönne ich mir jetzt mal.
Gerade am Fußballplatz angekommen, klingelt das Telefon wieder. Tobias. Ok, das ignoriere ich natürlich nicht. „Wo bist Du?“ „Max hat Training, ich bin gerade angekommen, warum?“
„Die Sozialarbeiterin der Stadt hat mich gerade angerufen, weil sie Dich nicht erreichen kann.“ Aha, der Anruf. „In 2 Stunden kommen sie.“ In meinem Bauch machte sich ein unruhiges Gefühl breit, ich merkte, wie das Blut rauschte. „Wer „sie“? Die Flüchtlinge?“
Ich merkte wie unruhig auch Tobias war als er mir erklärte „Ja, die Mutter mit ihrem Kind. Ich bin total überfahren und habe der jetzt erst mal gesagt, dass ich das mit Dir durchsprechen muss. Das hat die Sozialarbeiterin etwas irritiert, denn wir hätten das doch gewusst.“
„Gewusst, ja, aber doch nicht so spontan. Tobias, das geht nicht. Das zieht mir jetzt etwas den Boden unter den Füßen weg. Wir haben doch noch gar nichts vorbereitet.“
„Ich verstehe Dich. Ich bin auch etwas fassungslos. Was machen wir denn jetzt?“
Ja, was machen wir? Was passiert, wenn wir jetzt „nein“ sagen? Wo kommen die dann hin? Können wir sie, nach all der Torturen, die sie womöglich erlebt haben, ablehnen, weil wir nicht „vorbereitet“ sind?
„Tobias, wir können eine Mutter mit Kind nicht ablehnen.“ Damit hatten wir es also beschlossen.